Heute gibt es eine Premiere! Denn wir veröffentlichen das erste Interview zur Beitragsreihe „Deine Vanlife Story„.
Julian und Kathi von Projekt Neuseeland berichten über ihr Abenteuer in Neuseeland. Sie waren ganze 9,5 Monate mit ihrem Van unterwegs und haben dort so einiges erlebt. Los gehts!
1. Erzählt doch kurz wer ihr seid und wann, wo und vielleicht warum ihr zum Thema Vanlife gekommen seid?
Wir sind Julian (29 Jahre) und Kathi (23 Jahre) und kommen aus Leverkusen, in der Nähe von Köln. Im Februar 2016 haben wir uns kennen und lieben gelernt. Zu diesem Zeitpunkt stand für Julian bereits die Entscheidung, ein Work Holiday Jahr in Neuseeland zu machen. 7 Monate später sollte es losgehen. Unser ursprünglicher Plan, dass ich hier in Deutschland auf ihn warte, ist im September, als Julian bereits 2 Monate Down Under war, grandios gescheitert; Ich wollte hinterher! Im November war es dann soweit, wir waren beide in Neuseeland und lebten von da an 9 ½ Monate zusammen im Van, einem Honda Odyssey.
So kamen wir zu unserer ersten Vanlife Erfahrung.
2. Was macht das Reisen und wohnen im Camper für euch so besonders, bzw. was liebt ihr am meisten daran?
Das Besondere daran, in einem Van zu leben ist, dass man sein zu Hause IMMER dabei hat. An den schönsten Stränden, dem dichtesten Urwald, den beeindruckendsten Bergen; das zu Hause kommt einfach immer mit. Das gibt selbst in der fremdesten Umgebung ein wenig Schutz und ein Gefühl von Heimat. Man kann auf Reisen einfach zu Hause sein.
Und es ist einfach grandios zum Sonnenaufgang wach zu werden, an einem glasklaren Gebirgssee zu stehen (mit dem Auto), und man muss nur kurz aufstehen, kann den Sonnenaufgang bewundern, und danach einfach weiter schlafen. Man kommt an Orte, und kann da sogar übernachten, die nicht jeder erreicht! Das haben wir wirklich sehr geschätzt.
3. Wie und wo lebt ihr zurzeit, habt ihr überhaupt einen festen Wohnsitz / Homebase?
Aktuell, bzw. seit wir im August 2017 zurückkamen, wohnen wir in einer „kleinen“ Wohnung (welche uns nach einem 6qm Auto riesig erschien!) in Leverkusen. Da uns hier die Decke aber schon wieder häufiger auf den Kopf fällt, wollen wir unbedingt wieder los, lieber gestern als morgen. Ideen stehen auch schon, aktuell lassen wir uns noch inspirieren.
4. Wie verbindet ihr eure derzeitige Lebenssituation mit der Arbeit? Wie verdient ihr euer Geld, um unbeschwert reisen zu können?
Da wir momentan ja keine Reise planen, sind wir beide in einem „normalen“ Job angestellt. Zusätzlich haben wir beide ein Nebengewerbe, das wir natürlich ausbauen wollen um somit auch beim Reisen unabhängig Geld verdienen zu können. Für die kleineren Reisen (also bis zu 2 Wochen) innerhalb Deutschlands bzw. Europas nehmen wir einfach Urlaub, oder reisen an Feiertagen, bzw. einem verlängerten Wochenende. Wir sind sozusagen als „Normalos“ getarnt. 😀
5. Was war euer schönstes oder beeindruckendstes Erlebnis auf Reisen?
Das schönste Erlebnis ist wirklich schwer zu sagen, die ganzen 9 ½ Monate zusammen waren einfach atemberaubend! Die Möglichkeit, ein ganzes Land zu erkunden, mit so einer geilen Landschaft, so liebevollen Menschen und so einer schöner Flora und Fauna, ist einfach unfassbar! Unsere Highlights in Neuseeland waren aber definitiv die Blue Penguins, die Haast Blue Pools, die Kauri Wälder, die Strände im Northland, der Arthur`s Pass und die Gastfreundlichkeit der Locals.
6. Gibt es Phasen in denen ihr „Heimweh“ nach einer richtigen Unterkunft hattet?
Nein, nicht wirklich. Natürlich wünscht man sich mal etwas mehr Platz, gerade wenn es am regnen ist und man nasse Klamotten trocknen will/muss, aber mit etwas Kreativität ist auch das Problem schnell gelöst. Wir haben auch die Backkunst eines Bäckers vermisst, Neuseeländisches Brot ist nicht gerade das Beste… Aber sobald wir auf einem Campingplatz einen Ofen hatten, haben wir einfach unser eigenes Brot gebacken, Problem solved!
Wirklich Heimweh hatten wir nicht. Allerdings haben wir 2 Housesitting Jobs gemacht, da hatten wir dann natürlich ein großes Haus in dem wir für 1-2 Wochen gewohnt haben. Das kam uns schon wie Luxus vor, nach 7 Monaten im Auto mal wieder in einem Bett mit einer richtigen Matratze zu schlafen. Bei unserem Odyssey hatten wir nämlich nur die Sitze umgeklappt und eine dünne Iso-Matte darauf gelegt. (Was wirklich bequemer war als es klingt 😀 )
7. Ist schon einmal etwas so richtig schief gelaufen auf einer Reise oder habt ihr es sogar schon einmal mit der Angst zu tun bekommen?
So richtig schief gelaufen… Zum Glück nicht. Allerdings hatten wir eine etwas unglückliche Fügung. Während der Zeit in Neuseeland gab es 2 Erdbeben mit Tsunami Warnung und 2-3 Zyklone die aus Australien kamen. Bei den Erdbeben hatten wir wirklich Glück, dass wir davon NICHTS mit bekommen hatten, bei den Zyklonen sah das etwas anders aus… Als wir im Süden der Nordinsel waren, genauer gesagt bei den Putangirua Pinnacles neben dem Cape Palliser, kam ein Zyklon genau auf uns zu. Allerdings waren wir so weit ab von allem, dass wir weder Handyempfang noch Internet hatten, wir wussten also nichts von der Sturmwarnung! Am Abend fing der Wind an so heftig zu werden, dass wir kaum gerade stehen konnten. Es folgte Regen und das Meer wurde stürmisch. Leider standen wir keine 10m von der Küste entfernt… Die Nacht war wirklich unheimlich, die Gischt peitsche an unser Auto, der Sturm rüttelte so fest, dass wir kaum schlafen konnten. Einige größere Camper haben Schutz hintern Bäumen gesucht. Wir hatten wirklich Angst, dass unser Auto vom Wind erfasst und einfach weg getragen wird. Am nächsten Morgen herrschte Stille. Nur die Zentimeter dicke Salzkruste auf unserem Auto zeugte vom Sturm. Erst als wir in Wellington ankamen, um auf die Südinsel zu fahren (mit einer Fähre) hörten wir von der Unwetterwarnung, wir waren genau im rot markierten Bereich gewesen, d.h. bis zu 160km/h Wind… Die Überfahrt auf die Südinsel war Dank des Sturmes nicht gerade angenehm. Wir hatten leider eine Nachtfahrt um 2 Uhr morgens gebucht, eine ungünstige Idee nach so einer stürmischen Nacht! Mit 2 stündiger Verspätung, weil das Wetter noch so schlecht war, fuhren wir endlich los und wurden durchgeschaukelt vom aller feinsten. Die 5m hohen Wellen hoben und senkten unser Schiff in alle Himmelsrichtungen. Immer, wenn eine Welle unter unserem Schiff brach, stürzten wir 5m in die Tiefe um mit einem lauten Knall auf die nächste Welle zu schlagen. Es war stock dunkel, alles schwankte, es klang, als würde unser Schiff jeden Moment bersten. Nicht schwer zu erraten: Uns war kotzübel!
8. Wie habt Ihr in Eurem Van gelebt?
Wie schon erwähnt hatten wir einen Honda Odyssey, einen sieben Sitzer. Im Kofferraum haben wir mit Kisten Lebensmittel und Kochutensilien aufbewahrt, ebenso wie unseren Gaskocher mit Gasflasche. Definitiv eine gute Wahl, ein Gaskocher mit 2 Flammen und eine große wiederbefüllbare Gasflasche! Zum Kochen haben wir uns einfach auf den Boden gesetzt, ebenso zum Essen, wir hatten nämlich weder einen Tisch noch Stühle dabei. Auch bei unserem Bett waren wir eher spartanisch, Sitze der mittleren Sitzreihe umklappen, Iso-Matte und Schlafsack drauf, fertig war unser bequemes Bett! Tagsüber haben wir unsere 2 Rucksäcke hinten auf dem Bett gelagert, zum Schlafen mussten die beiden nach vorn auf die Sitze. Für etwas Privatsphäre haben wir aus Küchentüchern Gardinen genäht und vor die Fenster gehangen.
9. Ist euer Lebensmodell etwas für jeden, könnt ihr es empfehlen und wenn ja, habt ihr Tipps oder Ratschläge?
Ich würde mal behaupten, dass wir unser ideales Lebensmodell noch nicht ganz ausleben, vielleicht auch noch nicht ganz gefunden haben. Aber das Leben und vor allem Reisen in einem Van ist mit Sicherheit nicht für jeden geeignet! Wir haben zu zweit auf etwa 6qm gelebt, für 9 ½ Monate kein Bett gehabt, das könnte wahrscheinlich nicht jeder. Aber ein kleiner Honda Odyssey ist natürlich nicht der Standard Camper, außer vielleicht in Neuseeland 😀 Je größer der Camper wird, desto mehr Platz und Luxus hat man natürlich. Es gibt ein Bad und eine Küche, zum Teil mehrere Schlafecken. Quasi ein kleines Apartment auf Rädern. Jeder, der etwas von der Welt sehen möchte und bereit ist, auf einige Dinge zu verzichten, dürfte mit einem Camper gut beraten sein. Wer jedoch seinen Pool im Vorgarten und den Golfplatz hinter der Villa braucht, würde in einem Van wahrscheinlich nicht lange aushalten.
Für den Urlaub gibt es wahrscheinlich für JEDEN den passenden Camper, aber in einem zu Leben, das muss man tatsächlich wollen und mögen.
10. Wenn ihr noch einmal neu anfangen könntet, was würdet ihr anders machen?
Auch wenn das jetzt etwas kitschig klingt: Aber ich glaube, alles passiert aus einem guten Grund, und nichts passiert zufällig. Alles hat seinen Sinn. Würde ich also irgendetwas anders machen, wenn ich neu anfangen könnte? Nein, denn sonst hätte ich wahrscheinlich niemals Julian kennen gelernt und ich wäre niemals nach Neuseeland gekommen, geschweige denn hätte ich Spaß am Reisen entwickelt! Ich würde alles genauso wieder tun, denn nur dieser Weg, den ich gegangen bin, hat mich hier her geführt, wo ich jetzt bin.
11. Habt ihr einen unerfüllten Wunsch?
Wir haben recht viele Wünsche denke ich, größere halten wir auf einer Löffel-Liste (Bucket-List) fest. Da stehen Reiseziele, Aktivitäten und Kindheitsträume drauf. Nach und nach arbeiten wir aber daran, unsere Liste abzuarbeiten und es kommen mit Sicherheit noch viele Punkte hinzu.
12. Gibt es vielleicht sogar etwas auf das ihr durch euer jetziges Lebensmodell verzichten müsst?
Wirklich verzichten müssen wir nicht, jedenfalls fehlt uns nichts in dem Sinne. Aber einige Veränderungen nehmen wir durch aus wahr. Der alte Freundeskreis z.B. wandelt sich. Einige können nicht verstehen, wie man keinen „geregelten“ Job haben kann, es gibt immer nur Probleme und sie sind stark in ihren Denkmustern und Verhaltensweisen gefangen. Alles was Neu oder gar eine Veränderung darstellt, wird als Gefahr verstanden und versucht zu vermeiden. Durch das Reisen verändert man sich, man entwickelt sich weiter und hat neue Perspektiven, neue Denkmuster, die bei vielen Bekannten auf Ablehnung stoßen.
13. Wo geht eure nächste Reise hin, wie geht es in nächster Zeit für euch weiter?
Wie bereits erwähnt lassen wir uns zurzeit noch inspirieren, liebäugeln aber mit einem erneuten Aufenthalt in Neuseeland. Wenn man dann schon einmal um die halbe Welt geflogen ist, liegt ein längerer Aufenthalt in Australien und Umgebung nahe. Sobald wir konkretere Pläne gefasst haben, werden wir diese auf unserem Blog veröffentlichen.
14. Was ist euer Lebensmotto, eure Lebensweisheit und / oder ein Zitat, welches euch sehr inspiriert?
Auch wenn es erstmal unspektakulär klingt: „Lebe!“. Die wenigsten Menschen schaffen es den Moment zu genießen, aber dieser Moment kommt nie zurück! Ein Spruch, den ich in diesem Zusammenhang gerne zitiere ist: „Wer in der Vergangenheit lebt, der lebt in Trauer, wer in der Zukunft lebt, der lebt in Angst. Nur wer im Hier und Jetzt lebt, der kann das Glück finden.“ Man verschiebt so viele Dinge auf ein Später, welches es vielleicht nie geben wird. „Als Rentner mache ich die Weltreise, von der ich immer geträumt habe.“, „Um meine Familie kümmere ich mich, wenn ich mit meiner Karriere durch bin.“. Sätze, die wir alle schon gehört haben, doch wer sagt, dass wir noch leben und die Gesundheit haben, als Rentner zu reisen? Oder dass unsere Familie noch bei uns ist, nachdem wir uns Jahre lang nur auf unsere Karriere konzentriert haben? Leben heißt genießen, also sollten wir nicht nur jeden Moment leben, sondern auch genießen.
15. Besitzt ihr einen Blog auf dem man euch folgen kann und / oder seid ihr in den sozialen Netzwerken aktiv?
In unserem Blog Projekt-Neuseeland.de berichten wir von unserer Reiseerfahrung und sammeln Tipps und nützliche Infos rund um Neuseeland. Egal ob für einige Wochen Urlaub oder ein ganzes Jahr Work & Travel, hier findet man alles, was zu Neuseeland gehört. Wenn Du mehr über uns und unsere Reise erfahren willst, kannst Du uns auf Facebook, Instagram oder YouTube folgen!