Seit sieben Jahren sind wir auf Weltreise und gleich zu Beginn sind wir in das Vanlife eingestiegen. Damals gab es dieses Wort noch gar nicht und wir hatten keine Ahnung, was uns eigentlich erwartet. In diesem Beitrag möchten wir dir die Vor- und Nachteile vom Leben im Campervan (Vanlife) aufzeigen.

Vor- und Nachteile vom Vanlife

Ist das Vanlife immer so schön wie es viele Instagram Accounts darstellen? Oft ist es das, aber definitiv nicht immer. Unserer Meinung nach kommt es vor allem darauf an in welchem Land und zu welcher Jahreszeit wir unterwegs sind. In manchen Gegenden gibt es viele Möglichkeiten inmitten der Natur zu campen, während es anderswo nur sehr teure und weniger schöne Campingplätze gibt. Manche Aspekte wie die Sicherheit sind natürlich immer ein Thema, aber auch hier kommt es oft darauf an wo man unterwegs ist.

Vorteile vom Vanlife

Zuerst einmal kommen unsere persönlichen Vorteile des Vanlifes. Genau aus diesen Gründen lieben wir es im Campervan zu reisen.

Dieses Camp auf Baja California in Mexiko ist ein Grund, warum wir das Vanlife lieben

1. Freiheit und Flexibilität

Beim Reisen fühlen wir uns so unglaublich frei. Wir können selber entscheiden wo wir hinfahren. Anders als beim Backpacking müssen wir keine Unterkunft und keinen Transport buchen und organisieren. Wenn es uns wo gefällt dann bleiben wir dort einfach und wenn es uns nicht gefällt dann fahren wir kurzerhand weiter. Als wir mit dem Rucksack in Asien unterwegs waren hatten wir einmal das Problem im Voraus eine Unterkunft für mehrere Tage gebucht zu haben. Als wir dort ankamen, gefiel es uns überhaupt nicht und wir wollten am liebsten direkt den Ort wechseln. Mit dem eigenen Van wäre das kein Problem gewesen, denn man kann meistens direkt vor Ort entscheiden wo und wie lange man bleiben möchte.

Freiheit und Flexibilität

2. In der Natur sein

In Städten sind wir nur selten unterwegs und verbringen den Großteil unserer Zeit in der Natur. Abends noch den Sonnenuntergang gucken und am nächsten Tag sitzt man zum Frühstück schon wieder draußen. In Australien haben wir früher immer draußen gekocht, mittlerweile ist unser Gaskochfeld* drinnen fest verbaut. Aber auch im Auto fühlen wir uns näher mit der Umwelt verbunden als in jeder Wohnung.

3. Schöne Stellplätze

Wir haben mit unserem Van schon an vielen abgelegenen Orten übernachtet. An Orten, wo es keine Hotels und keine Unterkünfte gibt. Wo man noch tausende Sterne am Himmel leuchten sieht, weit weg von jeglicher Geräuschkulisse. Solche Schlafplätze mitten in der Natur und weit weg von allem sind ohne Campervan oder Zelt kaum möglich.

Wir hatten schon viele traumhafte Schlafplätze – mitten in der Natur

4. Günstig reisen

Wir geben beim Reisen gar nicht so viel Geld aus wie vielleicht andere vermuten. Wir müssen keine Miete bezahlen und haben bis auf einige Versicherungen kaum Fixkosten. Unsere größten Ausgaben sind Sprit und Lebensmittel. Da wir meistens Freistehen gehen Übernachtungskosten kaum in’s Geld und so geben wir im Monat insgesamt weniger aus, als wenn wir arbeiten und eine feste Wohnung haben. Außerdem ist der Wertverlust bei einem Camper nicht so groß, so dass man ihn selbst nach ein paar Jahren Nutzung noch gut verkaufen kann und einen Großteil der Investition wieder herausbekommt.

5. Alles ist dabei

Unser Auto ist Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad gleichzeitig und wir lieben das Gefühl, immer alles dabei zu haben. Sich mal eben umziehen? Kein Problem! Nach dem Einkauf auf dem Parkplatz erstmal kochen? Machen wir regelmäßig! Auch die Surfboards und das Paddleboard haben wir auf dem Dach immer dabei.

6. Als erster bei Sehenswürdigkeiten sein

Oft schlafen wir auf Campingplätzen in Nationalparks oder direkt in der Nähe. Wenn wir morgens aufwachen sind wir schon am Zielort und müssen nicht erst von unserer Unterkunft hinfahren. So kann man gemütlich ausschlafen, aber ist trotzdem als erster bei den Sehenswürdigkeiten.

7. Keine Hotels oder Flüge buchen

Vor kurzem waren wir noch in Costa Rica und mussten dafür einiges organisieren: Flüge, Mietwagen, Unterkünfte und Verpflegung. Schnell haben wir unseren Campervan und die damit verbundene Flexibilität auch wieder vermisst. Dafür muss man sich beim Leben im Campervan um andere Dinge kümmern: Schlafplatz raussuchen, Wäsche waschen, Wasser und Abwasserstationen einplanen. Zum Glück gibt es hilfreiche Apps wie iOverlander, Wikicamps oder Park4night wo man alles was man beim Vanlife braucht einfach findet.

8. Kontakt zu anderen Reisenden oder Einheimischen

Beim Reisen mit dem Campervan kommt man super schnell mit anderen ins Gespräch. Gerade mit unserem deutschen Van in Nordamerika werden wir super oft von interessierten Einheimischen total freundlich angesprochen. Aber auch auf Campingplätzen kommt man schnell mit anderen Reisenden ins Gespräch. Sei es über die anstehenden Sehenswürdigkeiten oder den besten Ort um sein Frischwasser wieder aufzufüllen, es gibt immer etwas zu erzählen.

Unterwegs kommen wir oft mit anderen Reisenden und Einheimischen in Kontakt

9. Kochen wann und wo man möchte

Hungrig? Wenn wir Hunger haben kochen und essen wir an Ort und Stelle, egal wo wir sind. Wenn wir gerade auf einem Supermarktplatz oder auf einem Rastplatz sind ist es kein Problem. Tür zu und schon hat man im Auto seine Ruhe. Außerdem fahren wir beim Supermarkt mit dem Einkaufswagen meistens direkt bis vor unsere Tür und können den gesamten Einkauf direkt in den Kühlschrank und in die Schränke räumen.

10. Minimalismus

Durch das Reisen haben wir gemerkt, wie wenige Klamotten wir eigentlich brauchen. Natürlich kaufen wir uns auch mal neue Klamotten, aber halt nur das, was wir wirklich richtig schön finden und wir lange tragen werden. Meistens trägt man doch sowieso nur seine Lieblingsklamotten. Im Campervan ist nicht so viel Platz wie im Kleiderschrank zu Hause, aber am wenigsten Platz hatten wir bis jetzt immer dann, wenn wir mit den Rucksäcken gereist sind. Der Minimalismus wirkt so nicht nur stressreduzierend, sondern spart auch einiges an Geld und Ressourcen. Auf unsere Vanlife Musthaves möchten wir allerdings nicht mehr verzichten!

Weniger ist mehr – auch bei Klamotten

Nachteile vom Vanlife

Kommen wir nun zu den Nachteilen des Vanlifes. Manche Dinge nerven beim Reisen im Van manchmal, aber das gehört eben auch dazu.

1. Unschöne Stellplätze

Wenn man auf Instagram Bilder vom Vanlife sieht stellt man sich paradiesische und menschenleere Orte in der Natur vor. Direkt am Strand oder mitten auf einer Bergwiese. Die Realität sieht oft anders aus. An vielen Orten ist es nicht erlaubt in der Natur zu campen und wird sogar bestraft. Oft weisen ’no camping‘ Schilder einen auf das Verbot hin, welche auf den Parkplätzen großzügig verteilt sind. Oder man fährt durch Gegenden in denen es einfach keinen schönen Stellplatz gibt. Dann landen wir manchmal auf Rastplätzen direkt neben der Autobahn oder zur Not sogar mal direkt am Straßenrand.

Tipp: Um auch in solchen Situationen, wenn der Van eine totale Schräglage zum Straßenrand hin hat, immernoch einigermaßen gut zu schlafen nutzen wir in vielen Fällen unsere Auffahrkeile*. Auch auf unebenen Stellplätzen in der Natur haben sie sich bisher immer außerordentlich gut bewährt.

2. Sicherheit – Auto aufgebrochen oder geklaut

Die wohl größte Sorge eines jeden Reisenden ist, dass das Auto aufgebrochen oder gar gestohlen wird. In Australien haben wir uns eigentlich nie Sorgen um unser Auto gemacht, da man dort ohnehin oft keiner Menschenseele begegnet. In Neuseeland hingegen werden relativ oft Camper aufgebrochen oder sogar komplett entwendet. In Europa waren wir uns vor allem im Süden manchmal unsicher, in der Schweiz oder in Norwegen haben wir unseren Van hingegen immer mit gutem Gewissen zurück gelassen. Letztendlich kann es einen zu jeder Zeit und überall treffen, daher ist es ratsam ein paar kleine Sicherheitsmaßnahmen zu verbauen. Es gibt einige Hilfsmittel, mit denen man sein Fahrzeug absichern kann. Wir haben in unseren Fiat Ducato einen GPS Tracker* eingebaut. Außerdem können wir die Türen mit verschiedenen Schlössern* sichern. Letztendlich sind dies alles nur Vorsichtsmaßnahmen, passieren kann natürlich trotzem immer was.

Um unsere eigene Sicherheit hatten wir bis jetzt noch keine Sorge und haben uns immer überall sicher gefühlt. Fühlt sich einer von uns unsicher oder haben wir ein ungutes Gefühl fahren wir weiter und suchen uns einen anderen Platz. Auch hier sollte man auf sein Bauchgefühl hören. Uns hilft es immer die Bewertungen von anderen Reisenden zu lesen, die auf dem Platz schon geschlafen haben und natürlich ein guter Blick für die Umgebung.

3. Irgendwas ist immer kaputt – Reperaturen am Van

Unser Van ist unser zu Hause und wir haben auch unseren gesamten Besitz in diesem Auto. Wir versuchen unseren Van immer in einem guten Zustand zu halten, trotzdem kann jederzeit etwas kaputt gehen. In Australien ging unsere Kupplung plötzlich kaputt und wir konnten das Auto weder vor noch zurück bewegen. Wir mussten abgeschleppt werden und unser Van musste über eine Woche in der Werkstatt bleiben. Wir waren sozusagen obdachlos und mussten uns für die Zeit eine andere Unterkunft organisieren, was ebenfalls nochmal ordentlich in’s Geld gehen kann.

Der Alptraum eines jeden Vanlifers – das Auto ist kaputt

4. Hitze, Kälte, Regen

Beim Campen ist man oft den Naturgewalten ausgesetzt, so auch im Auto. Wenn es regnet können auch schnell mal ein paar Tage zusammenkommen in denen man eingepfercht auf 6m² verbringen muss. Auch bei extremer Hitze oder Kälte man das Leben im Van eher weniger Spaß, denn man muss mit den Temperaturen mehr oder weniger leben. Zu guter letzt empfiehlt es sich eine anständige Heizung, wie zum Beispiel eine Dieselstandheizung* zu verbauen. Gegen Hitze kann eine Dachklimaanlage oder ein Ventilator nützlich sein.

Bei starkem Wind schaukelt der Van manchmal hin und her und ein guter Schlaf ist dann unmöglich. In solchen Momenten wünschen wir uns einfach nur in einem Haus zu sein, wo man von all dem nichts mitkriegen würde.

 Ob Regen, Wind, Hitze oder Kälte – im Van bekommt man alles mit

5. Keine Privatsphäre

Oft steht man auf Parkplätzen oder Campingplätzen und Privatsphäre gibt es meist nur wenig. Nicht selten laufen Leute um unser Auto rum, während wir gerade kochen oder im Bett liegen. Theoretisch kann jederzeit jemand an der Tür klopfen, dieses Gefühl hätten wir in einem Haus nie. Mittlerweile haben wir zwar ein eigenes kleines Bad bestehend aus Dusche und Trockentrenntoilette, aber es ist auf keinen Fall vergleichbar mit einer Wohnung. Daher gilt es auch seinen Stellplatz dementsprechend auszuwählen, wenn man mal ein paar Tage seine Ruhe haben möchte. Auf Dauer kann es anstrengend sein wenn man immer draußen unterwegs ist und ein richtiger Rückzugsort fehlt.

6. Campingplätze sind oft teuer / nicht schön

An manchen Orten ist das Freistehen einfach nicht möglich und man ist gezwungen einen bezahlten Campingplatz aufzusuchen. In Kalifornien staunten wir nicht schlecht als viele Stellplätze bei 60$ aufwärts anfingen. In dieser Gegend war dann auch das Freistehen vielerorts verboten, so dass man gezwungen ist die örtlichen Preise zu bezahlen oder die Gegend schneller wieder zu verlassen.

Natürlich sollten auch immer die lokalen Anwohner von Reisenden profitieren und man darf gerne auch etwas von seinem Geld dort lassen. Manchmal ist es aber einfach nur überteuert und dann fahren wir lieber schneller weiter.

Nicht jeder Campingplatz ist schön

7. Wenn jemand krank ist

Reist man zu zweit im Van muss man sich auch immer um die Bedürfnisse beider Personen kümmern. Vor allem wenn einer von uns im Van krank ist kann das schnell unangenehm und unschön werden. Rückzugsorte gibt es im kleinen Van nicht und man muss dann das Beste aus der Situation machen und auf schnelle Besserung hoffen. Auf einem Campingplatz ist man dann am besten aufgehoben, aber wenn dann noch über 30 Grad sind und die Sonne auf das Auto knallt wünscht man sich einfach nur in ein Haus. Eine gute Auslandskrankenversicherung für das Vanlife ist Pflicht und sollte vor der Reise abgeschlossen werden.

Krank sein im Van ist nicht schön

8. Wenig Platz

Wir sind es mittlerweile gewohnt wenig Platz zu haben und kommen mal mehr oder weniger gut damit klar. Generell haben wir beide damit kein Problem, aber manchmal möchte man einfach seine Ruhe haben und alleine sein- dies ist im Camper natürlich nicht möglich. Aus dem Weg gehen kann man sich dann auch nicht und so kommt es vor, dass man irgendwann genervt ist und Konflikte entstehen.

9. Toilette & Abwasser leeren, Wasser auffüllen

Fast täglich oder alle paar Tage müssen wir unsere Toilette entleeren, den Abwassertank entleeren und den Frischwassertank auffüllen. Diese Ver- und Entsorgungsstellen zu finden ist oft nicht so einfach und man muss gut mit seinen Ressourcen haushalten. Denn wenn das Wasser ausgeht, dann muss deswegen meistens auch die Reise pausiert werden. Auch Wäsche waschen ist immer etwas aufwendiger. Meistens fahren wir öffentliche Waschsalons an und verbringen dort dann etwa zwei Stunden und warten bis die Wäsche fertig ist.

10. Wenig Komfort

Egal wie gut der Van ausgebaut ist, man wird nie so viel Komfort haben wie in einem Haus. Das Wasser und der Strom sind begrenzt und die Küche ist nicht so toll ausgestattet wie zu Hause. Aber das muss sie auch nicht. Schließlich reisen wie ja um etwas von der Welt zu sehen und Abenteuer zu erleben. Wir verlassen unsere Komfortszone und wachsen über uns hinaus, Tag für Tag. Eine feste Wohnung oder ein Haus können wir später immer noch haben.

Fazit zu den Vor- und Nachteilen vom Vanlife

Wie jede Reiseform hat auch das Vanlife viele schöne und weniger schöne Seiten. Aber auch die nicht so schönen Aspekten gehören einfach dazu und manche von ihnen machen diese Art des Reisens doch erst aufregend! In diesem Beitrag haben wir unsere persönlichen Vor- und Nachteile vom Vanlife aufgezählt.

Für uns überwiegen ganz klar die Vorteile vom Vanlife und wir lieben es einfach im Campervan unterwegs zu sein. Bisher waren wir schon in Australien, Neuseeland, Europa und Nordamerika mit dem Van unterwegs und nun wird Zentralamerika folgen. 🙂

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